Liebe Leser,
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mich. Ich helfe Ihnen. Ihre Tante Frieda |
Liebe Tante Frieda,
Kürzlich habe ich einen schmerzlichen Verlust erlitten, da sich ein
guter Freund und Landsmann von mir die Freiheit genommen hat aus dem Leben zu
scheiden. Er hatte seit Jahren unter Depressionen gelitten und hat dies
wahrscheinlich nicht mehr ertragen und keinen anderen Ausweg gewusst. Dieser
Freund war sehr liebenswert, fein und gebildet (ehemaliger Lehrer) und er sah
auch die Situation mit den Mädchen hier in einem objektivem Licht (bei ihm gab
es den Satz „meine ist so ganz anders als die anderen“ nicht). Seine Freundin
mit der er einige Zeit zusammengelebt hatte, hatte er Monate vor seinem Freitod
weggeschickt, weil sie eben auch nicht unbedingt „das Wahre” war und er einfach
nur seine Ruhe wollte.
Erst kurz vor seinem Entschluss zum Freitod kam seine Schwester aus der Schweiz
und wollte ihn wieder in die Heimat mitnehmen, damit er dort Hilfe gegen seine
Depressionen bekommt. Wir, seine Schwester und ich, haben die letzten Stunden
noch gemeinsam mit ihm verbracht und heute sind wir darüber froh und glücklich,
dass uns dies möglich war. Trotzdem war der Schock groß, als wir am nächsten Tag
erfuhren, was passiert war.
Noch größer allerdings war unser Schock, als wir die Boulevard-Zeitungchen
lasen, in denen berichtet wurde, dass er sich (laut Angaben der Polizei) das
Leben nahm, weil er nicht verwinden konnte, dass seine Thai-Freundin ihn
verlassen hatte. Außerdem schrieben sie seinen und den Namen seiner Schwester
falsch und zeigten perverser Weise auch Fotos von dem Erhängten. Sogar seinen
Hund mussten sie noch ablichten! Ich finde dies alles sehr geschmacklos, weil
ich finde, dass Medien dazu da sind um zu informieren – aber nicht um zu
denunzieren! Ist es denn nicht möglich, eine sachliche Berichterstattung zu
verfassen – ohne den Hinterbliebenen zusätzliches Leid zuzufügen? Ich wollte vor
vielen Jahren mal Journalistin werden – heute bin ich froh, dass ich es nicht
bin.
Frederike
Liebe Frederike,
Ich stimme voll und ganz mit Dir überein. Leider gibt es die so genannten
„Leichenfledderer“ immer noch – wenn auch auf andere Weise als zu alten Zeiten.
Viele Journalisten wollen eben das meiste aus Nachrichten herausschinden,
speziell wenn es um Selbstmord, Mord oder andere schlimme Dinge geht. Das sie
Namen in diesem gesegneten Land falsch schreiben ist leider nur zu häufig der
Fall, da viele dieser thailändischen Journalisten (denn meist handelt es sich
nur um solche) nur, wenn überhaupt, einen kurzen Blick auf den Reisepass eines
toten Ausländers erhaschen können und sich daher auf ihr Gehör verlassen müssen.
Sie sind ausländische Namen nicht gewöhnt, können diese oft auch gar nicht
richtig aussprechen und schreiben dann eben einfach das nieder, was sie zu
verstehen glaubten.
Thais sehen das Sterben ganz anders an als wir Europäer, ja für viele bedeutet
es einfach nur, dass der Mensch jetzt von seinen Leiden befreit ist, ein wenig
warten muss bis er wieder inkarniert wird. Als was, das hat er sich in diesem
Leben auch selbst ausgesucht. Thais haben auch viel weniger Pietät gegenüber
Verletzten und Toten, ja, ich habe schon so manche Witze reißen hören, wenn sich
einer umgebracht hatte oder ermordet wurde.
Das alles hat mit ihrer so sehr anderen Mentalität zu tun und ist vielleicht von
ihrer Seite gar nicht so böse gemeint. Vielleicht würden sie gar nicht
verstehen, warum wir Europäer uns darüber aufregen. Eine sachliche
Berichterstattung ist aber auch in westlichen Ländern oftmals nicht möglich,
weil auch da die Journalisten oftmals wie die Aasgeier drauf warten, Ernte
halten zu können. Man muss sich daran gewöhnen, leider.
Dir drücke ich mein Beileid aus und hoffe, dass Du über den Verlust Deines
Freundes bald hinweg kommen wirst. |