Es kann ganz schön hart sein, ein Expat-Kind oder
Teenager in Thailand zu sein! Auf den ersten Blick könnte man sich ja
fragen, ob überhaupt eine bessere Umgebung denkbar wäre, um natürlich und
unbeschwert aufzuwachsen. Doch tatsächlich beobachten viele ausgewanderte
Eltern an ihren Kindern Anzeichen von etwas, das man bemüht zurückhaltend
„Anpassungsprobleme” nennen könnte. Aber warum ist das so?
Die schwierigste Herausforderung für die Kinder von Auswanderern nach
Thailand ist es, ihre Freunde und ihr gewohntes Umfeld zurücklassen zu
müssen und in ein fremdes Land „transferiert” zu werden, das sich zunächst
einmal ungewohnt, ja feindlich anfühlen kann. Sie verstehen die
Landessprache nicht, fühlen sich unwohl, da die Menschen anders als gewohnt
aussehen, ja sogar das ungewohnte Klima und Essen kann sie belasten. Häufig
sind es gerade die „kleinen Dinge”: Faktoren, die uns Erwachsenen gar nicht
auffallen, die es Kindern und Jugendlichen schwer machen, sich
zurechtzufinden.
Jüngere Kinder tun sich mit den Veränderungen noch am leichtesten - es fällt
ihnen leichter, eine neue Sprache zu erlernen und sie erhalten viel positive
Zuwendung und Neugier von den Thais, fühlen sich also insgesamt
„willkommener”. Ab etwa 7 Lebensjahren aber kämpfen Teens eher mit der
Veränderung, die ihnen ihre Eltern „angetan” haben, wobei ihnen diese
Abwehrhaltung die Anpassung noch weiter erschwert.
Auch werden kulturelle Unterschiede gerade von bereits etwas älteren Kindern
oder Teenagern stark empfunden. Wenn wir uns versuchen vorzustellen, dass
eine der größten Herausforderungen für Kinder in der Entwicklung von
Selbstvertrauen nicht nur bezogen auf sich selbst, sondern auch auf ihren
Umgang mit anderen liegt, mag es uns leichter fallen zu verstehen, warum es
für Kinder einer regelrechten traumatischen Erfahrung ähneln kann, wenn sie
aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen werden und lernen müssen, mit zum Teil
höchst unterschiedlichen sozialen Regeln umzugehen und Kontakte mit Menschen
herzustellen, die sie weder sprachlich, noch von ihrem gelegentlichen
Verhalten her verstehen.
Kinder und Jugendliche, die mit solchen Irritationen und Herausforderungen
konfrontiert sind, reagieren häufig mit Protest oder gar Aggression, mit
Rückzug, schulischem Rückfall oder sie entwickeln psychosomatische
Störungen. Da die Eltern als Verantwortliche für all diese Veränderungen
wahrgenommen werden, ist es in der Regel weise, die Krise nicht unter allen
Umständen alleine bewältigen zu wollen, sondern einen Freund/eine Freundin
von daheim oder einen Berater vor Ort zu involvieren, der beim
erforderlichen Anpassungsprozess unterstützt. Dies kann ein bisschen Zeit
benötigen, doch üblicherweise ist es auf diese Weise selbst den
„schwierigsten” Jugendlichen möglich, sich Schritt für Schritt zu öffnen und
wieder zu einer konstruktiveren Einstellung ihrer neuen Lebenssituation
gegenüber zu finden.
In einer der nächsten Ausgaben werde ich mich mit den Herausforderungen
befassen, mit denen bereits in Thailand geborene Expat-Kinder konfrontiert
sind.
So glücklich leben wie erhofft! Psychotherapeut Richard L. Fellner leitet
das Counseling Center (Beratungszentrum) Pattaya in Thepprasit Soi 6 und
bietet nach Terminvereinbarung unter 0854 370 470 Beratungen in deutscher
und englischer Sprache an.