Die Fluten bringen es an den Tag
Franz Schmid
Kleine Drogenhändler und Diebe beherrschen in einigen Provinzen die
überfluteten Gegenden. Sie schädigen und bestehlen die am härtesten getroffenen
Menschen. Häuser werden am helllichten Tag ausgeräumt, alles was zu verkaufen
ist, wird mitgenommen. Sogar das dringend benötigte Werkzeug der armen Farmer
wird gestohlen. Zu diesen Provinzen zählen Lop Buri, Ratchaburi, Ban Pong, Bang
Kruai in Nonthaburi und viele mehr. Die meisten dieser Verbrecher sind
einheimische Drogensüchtige und Spieler.
Die Drogensüchtigen nehmen überhand und einige werden immer wieder von der
Polizei geschnappt. Aber dort, in den dunklen Gassen, wo sich die Drogenhändler
herumtreiben, wird in diesen Gegenden nicht gesucht, die bleiben unbehelligt.
Und wenn es sich um einen einflussreichen Drogenhändler handelt, findet ihn die
Polizei mit Sicherheit nie!
Aber es gibt auch noch andere Dinge welche die Fluten ans Tageslicht
beförderten. Die täglich wechselnden, aber meist falschen, Meldungen über die
Flutsituation. Es gab Warnungen, die die Menschen in ganz Bangkok in Panik
versetzten – und die sich dann doch als falsch herausstellten.
Es gibt zwar viele Menschen, die mithelfen Sandsack-Barrikaden aufzustellen,
aber es gab viele andere, die diese wiederum weg stahlen. Es gibt Menschen, die
ihren Nachbarn helfen, aber leider wieder viele, die sich um alles streiten, die
versuchen einen Vorteil aus dem Unglück anderer zu schlagen. Es gibt Leute, die
den Reis mit anderen teilen, aber es gibt auch andere, die ganze Geschäfte leer
kaufen, um nur ja nicht zu verhungern, falls das Wasser einbricht. Dass sie
dadurch den armen Menschen die in Notunterkünften untergebracht sind, schaden,
stört sie nicht weiter – Hauptsache ihnen geht es gut! Hauptsache sie haben
genug Essen und Wasser.
Dies alles zeigt den Mangel an Führungskräften der in Thailand herrscht. Die
Politiker arbeiten nicht Hand in Hand, wie es sein sollte, sondern
gegeneinander. Diese Fluten haben an den Tag gebracht, dass es gewaltige Sprünge
in unserer Gesellschaft gibt. Nicht nur mangelnde Führung und Sprünge in der
Regierung, sondern auch Sprünge in der Menschlichkeit, Schwäche in nationaler
Psyche und Schwäche in gesundem Menschenverstand und Schwäche in der Ausübung
von Pflichten.
Es ist nicht die Schuld der Regierung, dass die Wassermassen zwei Drittel des
Königreiches überfluteten, das kann man ihr nicht vorwerfen, aber der Mangel an
Führung, der Mangel an Koordination und Durcheinander beim Bekämpfen des
Unglücks, das kann man ihr vorwerfen. Wie es sich herausstellte, ist die neue
Regierung vielleicht doch nicht so ganz in der Lage Krisen zu bewältigen, es
zeigt doch starke Anzeichen von Mangel an logischer Stimmigkeit.
Wie dem auch sei, Thailand wird sich wieder erholen, mag es auch lange dauern.
Nur eines sollten die Verantwortlichen endlich lernen, solche Katastrophe
vorbeugen zu lernen, indem sie Maßnahmen ergreifen, die jahrzehntelang
vernachlässigt wurden, um solch eine Überflutung in Zukunft zu vermeiden. Wie
lange weiß man in Thailand eigentlich bereits, dass es eine Regenzeit mit sehr
starkem Niederschlag gibt? In diesem Sinne sollten sich die Verantwortlichen
einmal Gedanken machen.
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