Seit einigen Jahren beobachte ich eine deutliche Zunahme
von Menschen - insbesondere Männern -, die unter teils massiven Ängsten
leiden, pädophile Neigungen zu haben. Auch wenn diese Ängste unbegründet
sind, erzeugen sie in ihrer Intensität bei den Betroffenen doch massiven
Leidensdruck - diagnostisch ist dann von Zwangsgedanken zu sprechen, einer
Störung, die von Pädophilie klar zu unterscheiden ist.
In den meisten Fällen fand zu einem früheren Zeitpunkt ein „Initialereignis“
statt, nach dem die Angst, möglicherweise pädophil zu sein, zum ersten Mal
auftrat - z.B. körperliche Erregung bei der Berührung eines jungen Mädchens, ein
sexuell gefärbter Traum, als erregend empfundene Filmszenen oder auch Bilder,
die als pädoerotisch bis pädopornografisch einstufbar sind. Von diesem Zeitpunkt
an werden die eigenen Gedankenläufe, etwa bezüglich „junger Mädchen“ oder
„Buben“, sehr genau beobachtet. So wird z.B. innerlich geprüft, ob sich
emotionale oder körperliche Regungen einstellen, wenn den Betroffenen ein
minderjähriges Mädchen über den Weg läuft, oder Phantasie-Szenen werden
experimentell im Kopf durchgespielt.
Im Unterschied zum normaltypischen Umgang mit der prinzipiellen Idee, über
eigene pädophile Neigungen zu verfügen, ist Personen, die unter Zwangsgedanken
leiden, die Kontrolle über die damit verbundenen Gedankenläufe weitgehend
entzogen. Obwohl sich das reale sexuelle Interesse auf volljährige Personen
richtet, scheint in der inneren Vorstellung jederzeit mit dem Schlimmsten,
nämlich dem plötzlichen und nicht beherrschbaren Aufflammen von realen sexuellen
Gefühlen für Minderjährige, gerechnet werden zu müssen.
Die Prognose von Zwangsgedanken aber ist alles andere als erfreulich, es handelt
sich dabei um eine von der möglichen Ausprägung her sehr schwere und die
Lebensqualität massiv einschränkende psychische Störungsform. Was mit
gelegentlichen beunruhigenden Gedanken beginnt, kann im Verlauf weniger Jahre
oder gar Monate ein Ausmaß annehmen, das ein geregeltes Leben und das Empfinden
jeglicher Lebensfreude verunmöglicht. Ein erhebliches Problem besteht zudem
darin, dass PatientInnen mitunter auch im realen Leben (also nicht nur
gedanklich) „überprüfen“ wollen, ob z.B. sexuelle Übergriffe als erregend
empfunden würden. Es kann dann fataler Weise auch zu realen Übergriffen auf
Minderjährige kommen, bei denen dann tatsächlich erstmals eine Grenze im realen
Leben überschritten wurde - etwas, das bei rechtzeitiger therapeutischer
Behandlung vermutlich niemals passiert wäre, aber nun erstmals potentielle
rechtliche und auch weitere psychische Auswirkungen (z.B. starke Schuldgefühle
und Ängste) hat.
Der nach solchen Erfahrungen meist weiter steigende psychische Druck und das
strafrechtliche Risiko alleine rechtfertigen eine möglichst frühzeitige
psychotherapeutische Behandlung dieser Form von Zwangsgedanken. Im Unterschied
zu den meisten anderen Formen von Zwangsstörungen, deren Querwirkung auf Dritte
i.d.R. sehr begrenzt ausfallen dürfte oder ganz ausbleibt, besteht bei unter
pädophilen Zwangsgedanken leidenden Personen nämlich ein gewisses Risiko von
Handlungen, die sie in die Grauzone strafrechtlich relevanter Taten oder darüber
hinaus führt.
So glücklich leben wie erhofft! Psychotherapeut und Sexualtherapeut Richard L.
Fellner leitet das Counseling Center (Beratungszentrum) Pattaya in Thepprasit
Soi 6 und bietet nach Terminvereinbarung unter 0854 370 470 Beratungen in
deutscher und englischer Sprache an.