Wenn es eine Ähnlichkeit gibt, die die meisten
Thai-westlichen Partnerschaften gemein haben, dann ist es Eifersucht.
Erniedrigende oder aggressive, durch Gefühle von Eifersucht ausgelöste
Szenen sind im Vergleich zu anderen Partnerschaftsformen
überdurchschnittlich häufig. Aber warum ist dies so und was kann man dagegen
unternehmen?
DIch möchte hier nur auf die zwei häufigsten Auslöser eingehen: die Einflüsse
von Kultur und Umwelt. In Asien hat Untreue eine lange Tradition - im
Unterschied zu westlichen Ländern gehen Männer hier nicht nur deutlich
„unbeschwerter“ Affären mit anderen Frauen ein, sondern sprechen im
Freundeskreis auch offener darüber. Bis in die jüngere Vergangenheit wurden
Männern mit Einfluss und Vermögen sogar „Zweitfrauen“ zugestanden (Gerüchten
zufolge soll dies immer noch vorkommen…). Einer Frau dagegen bietet sich nur für
eine begrenzte Anzahl von Lebensjahren die Möglichkeit, einen guten Partner und
vielleicht auch Vater für Kinder zu finden: insofern hat sie ein natürliches
Interesse daran, jemanden zu finden, dem sie vertrauen kann - oder andererseits
ihren bereits gefundenen Partner zu „kontrollieren“. In Thailand ist dies
allerdings schwer, da viele „Farangs“ das Gefühl des Umworbenwerdens genießen
(selbst wenn dafür bezahlt werden muss). Dies und die zahlreichen Möglichkeiten
für ihre Männer, „fremdzugehen”, belasten viele Frauen. Doch auch für Männer
existieren Bedrohungsszenarien: etwa wenn ihre Freundin früher im
Rotlicht-Milieu gearbeitet hatte und sich der Mann Sorgen macht, dass die
Entschlossenheit der Frau, zu sich bietenden Gelegenheiten „nein“ zu sagen,
geringer als erhofft sein könnte. „Gelegenheit macht Diebe“...
Was auch immer der Auslöser sein mag - hat Eifersucht erst einmal Einzug in eine
Beziehung gehalten, beginnt sich diese zu verändern. Eine chronische
Verdachts-Atmosphäre kann sich entwickeln, in der ein Partner den anderen der
Untreue verdächtigt. Manchmal wird versucht, auf verschiedene Weise Kontrolle
über ihn oder sie auszuüben, etwa durch Prüfung des Mobiltelefons oder Computers
nach „verdächtigen Anzeichen“. Stück für Stück jedoch drohen in einem solchen
Klima - mit einem Partner, der halb krank ist vor lauter Sorge und dem anderen,
der der Kontrollen und des Mißtrauens zunehmends müde wird - die Gefühle von
Liebe und Leichtigkeit verloren zu gehen. Häufig gehen Beziehungen mit
chronischen Eifersuchtsproblemen deshalb letztendlich zu Bruch - entweder, weil
einer der Partner den emotionalen Druck nicht mehr aushält, oder weil Konflikte,
vielleicht sogar körperliche Gewalt immer häufiger werden.
Das Wiederfinden von Vertrauen gelingt einem Paar nur selten allein: fast immer
benötigt es eine „neutrale“ Atmosphäre und ausgewogene Moderation beider
Standpunkte. Auch ist es zumeist nicht empfehlenswert, den Bedürfnissen eines
Partners nach vermehrter Kontrolle nachzugeben: bei starker Eifersucht reicht
kein auch noch so klarer “Beweis” aus, um die Zweifel dauerhaft auszuräumen. Das
Paar muss deshalb einen rationalen Zugang wiedergewinnen, in dem Vertrauen und
Pragmatismus wieder wachsen können.
So glücklich leben wie erhofft! Psychotherapeut und Paartherapeut Richard L.
Fellner leitet das Counseling Center (Beratungszentrum) Pattaya in Thepprasit
Soi 6 und bietet nach Terminvereinbarung unter 0854 370 470 Beratungen in
deutscher und englischer Sprache an.