Die einen kennen es vor allem aus Zeitungsartikeln, für
andere ist es eine gar nicht unübliche Erfahrung: ein Tag mag gut begonnen
haben, aber dann passiert etwas, das uns ärgert oder verletzt … und
innerhalb kürzester Zeit „brennt uns die Sicherung durch“: wir werden laut,
beleidigend, verletzend, ja manche von uns verlieren sogar so weit die
Kontrolle über sich selbst, dass sie körperliche Gewalt anwenden. Wenn die
Emotionen wieder abgekühlt sind, steht man dann häufig vor einem
zwischenmenschlichen Scherbenhaufen: der oder die andere ist verletzt, die
seelischen oder gar auch körperlichen Schrammen sind unübersehbar und lassen
sich nicht mehr ungeschehen machen. Es kann längere Zeit dauern, bis das
Vertrauen wieder wachsen und das Geschehene hinter sich gelassen werden
kann. Bis zum nächsten „Ausbruch“…
Menschen, die derartige Erfahrungen machen, leiden unter einer sogenannten
Störung der Impulskontrolle. Bestimmte Ereignisse (häufig zwischenmenschlicher
Natur) lösen ein ganzes Feuerwerk an Gefühlen (= emotionalen Impulsen) aus,
innerhalb kürzester Zeit weiss man sich nicht mehr zu helfen und schlägt mit
allen verfügbaren verbalen und körperlichen Waffen um sich.
Die möglichen Ursachen dafür sind allerdings mannigfaltig. Eine der
gravierendsten Ausformungen von Störungen der Impulskontrolle ist das sogenannte
“Borderline-Syndrom” - eine Persönlichkeitsstörung, bei der es den Betroffenen
äußerst schwer fällt, mit ihren Beziehungspartnern dauerhafte emotionale
Stabilität zu erreichen. Phasen enormer Intimität und Vertrautheit wechseln sich
mit erbitterten Beziehungskämpfen und extremer Verletzung ab. Häufig haben
“Borderliner” einen instabilen familiären Hintergrund, beruflich können sie aber
durchaus erfolgreich sein, da im Job die fachliche Leistung im Vordergrund
steht.
Bipolare Störungen (früher bekannt als “manisch depressives Krankheitsbild”)
bringen ebenfalls erhöhte Anfälligkeit für Kontrollverlust mit sich: befindet
sich der Betroffene in einer “Hoch-Phase”, dann fühlt er/sie sich unverwundbar
und stark, in einer Tief-Phase dagegen kann es zu Gewaltausbrüchen oder
regelrechter Selbstzerstörung der Beziehungen oder der Lebensgrundlagen kommen.
Neben den genannten gibt es weitere mögliche Ursachen, doch ich möchte Sie nicht
mit allzu vielen Fachbegriffen langweilen.
Die gute Nachricht ist jedoch: Kontrollverlust ist in der Psychologie heute gut
erforscht, und selbst für die potenziell schwerwiegendsten Ursachen wie die
Borderline-Störung existieren Behandlungskonzepte, die den Betroffenen
ermöglichen, die Hand selbst während schwierigen Lebenskrisen “am Ruder zu
behalten”. Denn eines ist klar: nur wenn unsere Ratio, unser Bewusstsein unser
Verhalten zumindest mitsteuert, haben wir die Möglichkeit, Situationen zu
reflektieren und letztlich auch, Problemlösungen zu erarbeiten. Als „Angst-,
Panik- und Aggressionsbündel“ dagegen sind wir getrieben von den Ereignissen und
anderen Personen, und sind leichter verletzt und manipulierbar - ganz abgesehen
vom Verlust an Selbstwertgefühl und dem großen Schmerz, den Konflikteskalationen
häufig mit sich bringen.
Wenn Sie sich in einigen Abschnitten dieses Artikels wiedererkennen, mag es wert
sein, von einem Psychologen oder Therapeuten eine neutralere Einschätzung der
Problematik einzuholen. Das Problem einmal eingrenzen und ihm einen Namen geben
zu können, ist ein relativ leichter, aber immerhin erster Schritt. Der nächste,
nämlich den “Stier an den Hörnern zu packen” und am Problem zu arbeiten,
erfordert viel Mut, ist aber in der Regel ein äußerst lohnendes Projekt auf dem
Weg zu mehr Lebenszufriedenheit.
So glücklich leben wie erhofft! Psychotherapeut und Sexualtherapeut Richard L.
Fellner leitet das Counseling Center (Beratungszentrum) Pattaya in Thepprasit
Soi 6 und bietet nach Terminvereinbarung unter 0854 370 470 Beratungen in
deutscher und englischer Sprache an.