Auch heute noch ist Psychotherapie in weiten Teilen der
Bevölkerung Tabu-belastet. Nicht nur hier in Thailand, wo jemand, der allzu
sehr „baa“ (landläufig für „verrückt“) ist, zum „Irrendoktor“ muss, auch im
vermeintlich aufgeklärten Westen empfinden viele Menschen Schamgefühle, wenn
sie Probleme haben, die sie nicht selbst lösen können.
Dieses Schamgefühl entspringt unserem Bedürfnis, stets volle Kontrolle über
unser Leben und uns selbst zu haben - ganz egal, was um uns herum (sowie in
unserem Körper und unserem Gehirn) abgeht. Das liegt nicht nur am
Perfektionsanspruch unserer Zeit, sondern auch an der vor langer Zeit von
unseren Eltern in uns gesteckte Erwartung, wir müssten unser Leben allein
meistern und „erwachsen“ (also selbstbestimmt) sein: zu jedem Zeitpunkt hätten
wir Verantwortung für unser Geschick (und Ungeschick) im Leben. Sigmund Freud
jedoch legte vor 100 Jahren mit seinem Ausspruch, wir seien „nicht Herren im
eigenen Haus“, seinen Finger in die Wunde unserer Ansprüche an unser eigenes
Ego. Für Freud war das Unbewusste ein unheimlicher Ort, wo Triebe und Traumata
ihr Unwesen treiben.
Ein Ort, an den die Menschen unangenehme und Angst besetzte Ideen und Wünsche
aus dem Bewusstsein verbannen und so versuchen, sie loszuwerden. Freud nannte
das Verdrängung. Besonders gern verdrängen wir jene Probleme, die wir nicht
selbst bewältigen können. Wer will sich schon eine Blöße geben? Die Ansprüche
mancher Wissenschaftler, alles mit „Genen“ und „Chemie“ erklären zu können,
machen es nicht leichter: tatsächlich sind wir zwar immer noch weitgehend
ahnungslos darüber, wie unsere Psyche funktioniert, doch die Wissenschaft
suggeriert, zumindest mit ein paar Tabletten könnten wir all unsere psychischen
Probleme lösen. Um so schlimmer dann das Gefühl, wenn sich dies doch nicht als
so einfach herausstellt.
Und die Alternative? Viele Leute meinen bis heute, dass man sich in einer
Psychotherapie auf eine „Couch“ legen müsste und daraufhin von einem
merkwürdigen Kauz Erklärungen für all das erhält, was man bisher nicht in der
Lage war, aus eigener Kraft zu lösen. Oder aber sie glauben, dass man „die ganze
Zeit nur reden“ würde, doch: was sollte sich durch banales „Reden“ schon
verändern?
Der griechische Philosoph Sokrates hätte zu jener Zeit, als Griechenland noch
eine geschichtliche Hochblüte erlebte, auf eine solche Bemerkung wohl herzlich
gelacht. War er doch berühmt für seine „merkwürdigen“ Reden, seine vordergründig
seltsamen Fragen, in denen erst nach einiger Zeit des Nachdenkens tieferer Sinn
erkennbar wurde. Seither sind 2.400 Jahre vergangen. Das zielgerichtete
Gespräch, das es nicht garantiert, aber erlaubt, neue Erkenntnisse zu gewinnen,
wurde fortentwickelt und ist heute integraler Bestandteil der meisten
psychotherapeutischen Verfahren, auch mancher Beratungsformen, des Coachings und
sogar der Seelsorge. Es ist immer noch Gespräch, erfordert aber z.B. im Bereich
der Psychotherapie langjähriges Training und Erfahrung. Wenn also die Pillen
doch nicht weiterhelfen und Ihnen die Lösungsideen bereits vor Monaten oder
Jahren ausgingen: versuchen Sie es doch mal mit einem modernen Nachfolger des
guten alten Sokrates!
So glücklich leben wie erhofft! Psychotherapeut und Paartherapeut Richard L.
Fellner leitet das Counseling Center (Beratungszentrum) Pattaya in Thepprasit
Soi 6 und bietet nach Terminvereinbarung unter 0854 370 470 Beratungen in
deutscher und englischer Sprache an.