Julian Hustwitt
Für alle Interessierten ist hier ein kleines Stück
Seefahrtsgeschichte und es ankert nun im Hafen Laem Chabang.
Zurzeit heißt dieses ehrwürdige Schiff „Ocean Dream“ und wird von Eastime
Shipping Limited in Pattaya betrieben. Es begann 1970 sein Leben auf einer
italienischen Werft, wo es die „Seaward“ werden sollte – ein Schwesterschiff
der „Southward“ der Norwegian Caribbean Line.
Aber die italienische Werft geriet in finanzielle Schwierigkeiten, und die
Norweger zogen sich aus dem Geschäft zurück. Der unvollendete Schiffskörper
wurde von der Londoner P&O Company erworben. Das Schiff wurde letztendlich
1972 in Betrieb genommen und erhielt den Namen „Spirit of London“.
Zwei Jahre später erwarb P&O die Reederei Princess Cruise Lines; das Schiff
wurde an deren Flotte übergeben und in „Sun Princess“ umbenannt.
Erinnern Sie sich an die Fernsehserie „The Love Boat“? Ja, die „Sun
Princess“ war eines der Schiffe, das in dieser beliebten Fernsehserie
gezeigt wurde.
Nach 16 Jahren Kreuzfahrten von Alaska zur Karibik und vom amerikanischen
Kontinent nach Australien wurde das Schiff 1988 an die Reederei Premier
Cruises verkauft und in „Majestic“ umbenannt, ein Jahr später in „Starship
Majestic“. Der Anstrich in makellosem Weiß der P & O musste nun einem
auffälligen Rot weichen.
1994 erhielt das Schiff wieder neue Besitzer – diesmal die Reederei CTC und
wurde in „Southern Cross“ umbenannt (nicht zu verwechseln mit dem
gleichnamigen Passagierschiff der Reederei Shaw Saville). Vier Jahre später
kam sie wieder in andere Hände, nämlich an die Reederei Festival Cruises
verkauft und wurde in „Flamenco“ umbenannt.
Festival Cruises machte 2004 Bankrott. Das Schiff wurde auf einer
Konkursversteigerung an die Firma Cruise Elysia für 12,25 Millionen
US-Dollar verkauft. Cruise Elysia gab ihm den Namen „New Flamenco“.
Ein weiterer Besitzerwechsel fand 2007 statt, als die Firma Club Cruise das
Schiff kaufte und es als schwimmendes Hotel in Neukaledonien betrieb. Das
war aber nur von kurzer Dauer, da die Firma ein Jahr später Pleite ging.
Was danach mit dem Schiff geschah, ist etwas rätselhaft. Die alte Dame wurde
für ein Jahr nach Singapur verbracht und dann als Schrott verkauft, so wird
berichtet. Jedoch gibt es drei Jahre später ein Foto des Schiffs vom 11.
September 2011 (vorhanden im Internet – Google Image „m.v. Ocean Dream
towed“), wie es abgeschleppt wird und jetzt „Ocean Dream“ heißt, auf der
Fahrt von Malaysia zum Schiffsfriedhof bei Zhou Shan in China.
Wo ist sie gewesen und was hat sie in den drei Jahren gemacht zwischen dem
Verkauf als Schrott in Singapur und dem Abschleppen aus Port Klang in
Malaysia? Was geschah, nachdem sie in China ankam? Man sagt, sie kreuzte vor
Haikou Anfang 2012, aber dies könnte eine Verwechselung mit einem anderen
Schiff sein, das ebenfalls „Ocean Dream“ heißt.
Einige Schiffe sterben nie. Diese große alte Dame der Meere im Alter von 40
Jahren, ein Schiff, das mindestens neun Mal umbenannt wurde, ist weit davon
entfernt, zu Rasierklingen verarbeitet zu werden und liegt nun in deutlicher
Sichtweite vor den Stränden Pattayas. Doch nach einer Antrittsfahrt für ihre
thailändischen Eigentümer scheint es wieder zu einem Stillstand gekommen zu
sein.
Ich hoffe nicht. Es gibt ein Motorschiff namens „Doulos“, welches 1914 in
Amerika gebaut wurde und das älteste Schiff auf der Welt ist, das nach 98
Jahren immer noch seinen Dienst tut.
Vielleicht verdient die „Ocean Dream“ die gleiche Chance auf
Unsterblichkeit?
Der Autor stand von 1960 bis 1970 in Diensten der britischen Linienreederei
Orient Line und danach bei der P&O Company.