Elfi Seitz
Eine Hochzeit ist immer etwas spezielles für die Brautleute. In
diesem Falle handelt es sich um den bekannten „Psycho Doc“ Richard Fellner,
der einige Jahre eine Kolumne für das Pattaya Blatt schrieb und der im
Moment wieder in Wien eine gutgehende Praxis hat. Er wandelte bereits seit
einigen Jahren auf Freiers Füßen und kam nun zwecks Hochzeit mit seiner
Verlobten Tithaporn „Bia“ Nobphakun nach Thailand.
Nachdem ich nach 7 Stunden Busfahrt im Heimatdorf von Bia angekommen war,
wurde ich von ihrer Verwandtschaft herzlich empfangen, die allesamt schon
fleißig beim Zubereiten des Hochzeitsessen für den nächsten Tag waren. Ein
Schwein, das zum Glück nicht wie üblich, vor Ort geschlachtet wurde, wurde
vom Bruder der Braut und deren Onkeln fachmännisch zerlegt. Ich staunte
nicht schlecht über deren Fertigkeit. Dazu plärrte eine riesige Musikanlage
auf einem Lastwagen in einer Lautstärke, die das Zwerchfell erschütterte und
die Ohren voll zudröhnte.
Das glückliche Brautpaar Richard und Bia.
Wie könnte es anders sein: während die Frauen kochten, die Männer Fleisch
zerteilten und brieten, wurde fleißig den bereits fertigen Gerichten nebst
Mengen an Bier zugesprochen. Zur Ehre der Köche sei gesagt, es schmeckte
trotzdem herrlich.
Richard wurde „ausquartiert“ und musste auch im Hotel schlafen, denn die
Nacht vor der Hochzeit gehört den Eltern der Braut, die ihre Tochter die
ganze Nacht wach halten und alles, was ihnen wichtig erscheint, mit ihr
besprechen.
Am nächsten Morgen begann der Tag für das Brautpaar bereits um 4 Uhr früh.
Beide wurden geschminkt und frisiert und auf Hochglanz gebracht. Als man
mich vom Hotel abholte, präsentierte sich Richard bereits fesch in einem
strahlend weißen Thaikostüm und die Braut trug ein gar liebliches Thaikleid,
die kurzen Haare mit Hilfe eines Haarteils zum Knoten aufgesteckt und
perfekt geschminkt, so dass sie wie ein Filmstar aussah.
Elfi Seitz vertritt die Eltern des Bräutigams.
Die thailändische Hochzeitszeremonie wurde im Haus der Brauteltern
veranstaltet. Der Bräutigam wurde jedoch in einer lauten und lustigen Parade
durch die Straße geführt und musste dann vor dem Haus zwei Bänder
durchschneiden und dafür auch noch Geld berappen, sonst wäre ihm der
Eintritt verweigert worden. Um auch sicher zu sein, dass er saubere Füße
hatte, wurden ihm diese vom Bruder der Braut nochmals gewaschen und gepudert
und dann – endlich – durfte er neben seiner lieblichen Braut Platz nehmen.
Die Brautleute saßen hinter einem kleinen Tischchen und vor ihnen kein
Mönch, sondern ein belesener Mann, der die Zeremonie durchführte. Nach einem
gemeinsamen Gebet wechselte das Brautpaar die Ringe und sogar einen Kuss.
Man sieht, auch der Isan wird modern.
Das Brautpaar mit den Eltern und Verwandten der
Braut.
Danach wurde der Brautpreis an die Mutter der Braut überreicht: 200.000
Baht, viel bestaunt und beklatscht von all den Nachbarn und Freunden, die
davon Zeuge wurden.
Nachdem auch diese Zeremonie vorbei war und Richard glücklich seine Braut
„erstanden“ hatte, stellten sich alle Gäste – so an die 80 Leute, an und
banden Glücksbändchen um die Handgelenke der Brautleute, die diese
mindestens drei Tage lang nicht ablegen durften. Bei dieser Gelegenheit
wurden auch die Hochzeitsgeschenke in Form von Kuverts mit Geld darin,
dezent in eine Glasschüssel gelegt, die anschließend von der Mutter der
Braut freudestrahlend eingesammelt und einbehalten wurden.
Dann ging es ans große Essen – und ans Trinken, denn so ein Hochzeitsfest
muss ja vor allen Dingen kräftig begossen werden. Allerdings wartete niemand
auf das Brautpaar, das sich dann selbst das Essen zusammensuchen musste.
Gegen Mittag war alles vorbei und die Gäste machten sich, mit vielen
Essenstüten bepackt, auf den Heimweg – wahrscheinlich um das Mittagessen
nicht zu verpassen.
Richard und ich fuhren am frühen Nachmittag nach Pattaya zurück und die
Braut folgte in der Nacht nach – wahrscheinlich, um die Hochzeitsnacht nicht
zu verpassen.
Nun fliegen beide in Kürze nach Österreich, damit die Braut die Heimat ihres
Mannes erst kennen lernt, bevor sie sich entschließt, dorthin zu ziehen.
Wir wünschen den Beiden alles Glück dieser Erde und einen langen Bestand
ihrer Verbindung!