Falsche Vorbilder

Franz Schmid

Kürzlich schrieb Herr HEM, der für mich während meines Urlaubs eingesprungen war, in dieser Kolumne über die strikte Einhaltung der Gesetze in einem Supermarkt in Pattaya und wie Thailand zum Vorbild für die Welt werden könnte, wenn sich alle an die Gesetze halten würden.
Leider stelle ich immer wieder fest, dass viele Farangs sich die Thais und deren negative Verhaltensweisen zum Vorbild nehmen. Ganz besonders kann man das im Straßenverkehr beobachten. Da wird links überholt, ohne Helm gefahren, beim Abbiegen geschnitten und des Nachts sicher auch mal mit etwas mehr oder weniger Alkohol auf den Straßen gefahren. Wie so etwas enden kann, konnte ich vergangene Woche bei einem Unfall zwischen zwei Farangs beobachten. Der eine fuhr mit seinem Fahrzeug auf der Thappraya Road und wollte in den Jomtien Complex nach rechts abbiegen. Er vergewisserte sich, dass die Fahrbahn aus Richtung Jomtien (also der Gegenverkehr) frei ist und bog ab. Dabei hat er natürlich nicht daran gedacht, dass ein Farang auf seinem Motorrad auf der falschen Fahrbahn gegen den Verkehr heranraste. Es kam also zum unvermeidbaren Crash. Der Motorrad-Fahrer lag jammernd auf der Straße und hatte eine stark blutende Platzwunde am Kopf, denn er ist nicht nur auf der falschen Seite gefahren, sondern hatte sich eine weitere Verhaltensweise der Thais zum Vorbild genommen und auf den Helm verzichtet. Auch hatte er anscheinend starke Schmerzen im Brust- und Rückenbereich, die – wie ich zwischenzeitlich erfuhr – von 6 gebrochenen Rippen verursacht waren. Der angefahrene Farang hatte dank seines robusteren Fahrzeuges etwas mehr Glück und zog sich nur eine Verbrennung vom Auspuff des Unfall-Motorrades zu.
Wenn man so etwas live erlebt, kann man nur jedermann raten, sich nicht von den Verhaltensweisen der Thais beeindrucken zu lassen und sich zu seiner eigenen Sicherheit an die Vorgaben des Gesetzes zu halten. Auch wenn die Helme zum Teil nicht unbedingt das Wahre sind, so schützen sie doch ein wenig beim direkten Aufprall auf den Asphalt oder Beton. Und das Fahren gegen den Verkehrsstrom sollte ein absolutes Tabu sein. Diese Raser sollten sich ein wenig in Geduld üben und lieber weiter fahren, bis ein U-Turn kommt, um dann in die gewünschte Richtung fahren zu können.
Ich saß lange da und dachte über diesen Unfall nach. Ich dachte: „Wer weiß, vielleicht lernen die Thais etwas dazu und die Ausländer auch. Vielleicht werden sich die Thais endlich einmal an die Straßenverkehrsregeln halten und die Ausländer auch. Vielleicht gibt es irgendwann doch endlich einmal positive Verhaltensweisen, die wir uns dann zum Vorbild nehmen sollten“. Als ich mit meinen Gedanken aber soweit war – bin ich leider aufgewacht!