Bei Rot über olie kreuzung
Liebe Tante Frieda,
Neulich hatte ich die zweifelhafte Ehre, mit einigen Thais in deren Auto zu
einer Veranstaltung 30 km außerhalb Pattayas zu fahren. Diese Fahrt zurück werde
ich ganz sicher nie vergessen. Noch dazu war es am Freitag, den 13. Der Herr
fuhr zügig zu dem Ort der Bestimmung. Dort ließen sich er und seine drei
Begleiter, alle der höheren Mittelschicht angehörend, sehr gut situiert und im
Alter um die 50, so richtig mit dem kostenlosen Wein volllaufen. Dass Thais viel
essen, ist wahrscheinlich jedem bekannt, aber wie die sich vollstopften –
natürlich war es auch kostenlos – war schon fast unbeschreiblich. Nach vier
Stunden Völlerei – wobei wie üblich, vieles nur angebissen retour gegeben wurde
– entschloss man sich nach einem letzten Glas Wein zur Heimfahrt. Unser
Chauffeur, dem das nagelneue und noch mit rotem Nummernschild versehene teure
Auto gehört, fuhr sehr rasant ab und überholte auf der mit Gegenverkehr
befahrenen Straße wie ein Kamikaze. An Ampeln die auf Rot umschalteten oder
bereits Rot waren wurde nicht angehalten, sondern er rief dann jedes Mal
freudig: „Fei Daeng ick“ (wieder ein Rotlicht) und die drei Begleiter kreischten
vor Lachen, stießen triumphierend die Arme nach oben und klatschten Beifall. Ich
war echt erschöpft, als wir ankamen, wo zwei von uns ihre Autos abgestellt
hatten – und dann wurde ich ernsthaft gefragt, ob ich denn noch fähig sei, Auto
zufahren. Ich hatte in diesen vier Stunden zwei Glas Rotwein getrunken...im
Gegensatz zu den Fragenden, die jeder mindestens fünf Gläser intus hatten.
Bin ich jetzt nur so ein Sch... Farang, der etwas überempfindlich ist oder sind
die so genannten „gebildeten“ Leute hier auch so dumm wie die große Masse? Ich
möchte betonen, dass ich kein Gegner von Alkohol bin, ich trinke selbst gerne
mal ein Glas, aber dieser Vorfall bewies mir wieder eindeutig, warum es
hierzulande zu viele schreckliche Unfälle gibt, weil sogar gebildeten Leuten der
Durchblick – vor allem aber die Verantwortung anderen gegenüber – fehlt.
Ein Langzeit-Tourist
Lieber Langzeit-Tourist,
Ich kann mir Deine Angst lebhaft vorstellen. Auch mir ist dies hin und wieder
schon passiert. Meist gab es keinen Bus und auch kein Taxi auf diesen
Landstraßen, so dass ich weiterhin diesen verrückten Fahrern ausgeliefert war.
Ich habe daraus gelernt und fahre jetzt immer selbst mit meinem Auto oder lasse
mich von einer vertrauenswürdigen Person, die nicht trinkt, fahren. Dasselbe
würde ich auch Dir raten. Denn: so gute Freunde dies auch sein mögen, wenn Du
durch ihre Schuld verletzt wirst, dann kennen sie Dich sicher nicht mehr und
streiten wahrscheinlich jede Schuld daran ab.